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Angenehmer, einfacher und günstiger – Virtual Production im Kontext von Employer Branding

Behind the scenes
24.03.2024
Von Marius
7 min Lesezeit

Warum eine virtuelle Produktion auch für eine vergleichsweise kleine Szene sinnvoll sein kann, was dabei zu beachten ist und warum diese Produktionsweise gerade für Employer Branding Themen spannend ist, möchten wir in diesem Blogbeitrag erläutern.

Vier Employer Branding Kampagnen für vier Marken an vier Standorten mit 33 Mitarbeitenden. Mit genau diesem Vorhaben ist die Agentur KLAR zusammen mit Dosenbach Ochsner & Companies im vergangenen Jahr an uns herangetreten.

Dosenbach Ochsner & Companies besteht aus vier Business Units. Dosenbach, Ochsner Shoes, OCHSNER SPORT und einer übergeordneten Verwaltungseinheit. Für diese vier Marken sollte eine übergreifende Employer Branding Welt entstehen. Dass dafür die Protagonistinnen und Protagonisten in ihrem Arbeitsumfeld gefilmt werden mussten, war selbstverständlich.

Dass Mitarbeitende in Employer Branding Kampagnen zu Wort kommen, ist nicht neu. Dass sie dabei direkt im Unternehmen gefilmt werden, auch nicht.

Um im laufenden Filialbetrieb zu filmen, braucht es Platz, Zeit, Ruhe und am besten keine Kunden.

Daher musste eine andere Lösung gefunden werden. Fündig wurden wir in der Spielfilmindustrie, Stichwort «Virtual Production». Oder anders ausgedrückt: Was wäre, wenn wir nicht in die Filiale zu den Mitarbeitenden gehen, sondern die Mitarbeitenden mit ihrer Filiale zu uns ins Studio kommen? Das mag verrückt klingen, ist mit den heutigen technischen Mitteln aber durchaus machbar und bringt auch eine Reihe von Vorteilen mit sich. Aber dazu später mehr.

Virtuell Was?

Virtuelle Produktionen sind aus grossen Filmproduktionen wie z.B.: The Mandalorian oder 1899 bekannt. Riesige Studiohallen, in denen mit Hilfe von LED-Wänden eine virtuelle Szenerie mit dem realen Set verschmilzt. Kamerabewegungen werden erfasst und die 3D-Szene auf der LED-Wand entsprechend perspektivisch verschoben, so dass nicht mehr ersichtlich ist, wo das reale Set aufhört und die digital ergänzte Welt beginnt. 

Im Gegensatz zu Greenscreen-Aufnahmen, bei denen der Hintergrund mit einer grünen Fläche ausgeleuchtet wird und in der Postproduktion ein neuer Hintergrund eingefügt wird, ist im Virtual Production Studio die Szene für alle sichtbar und vor allem fühlbar. Das hilft den Beteiligten, sich in die Szene hineinzuversetzen. Ein weiterer positiver Aspekt ist das Licht, das die hellen LEDs auf den Protagonisten und das Set werfen. Es trägt dazu bei, dass die Lichtreflexionen auf Personen und Gegenständen echt wirken.

In unserem Fall könnte von einer «Virtual Production-Light» gesprochen werden.

Wir haben die Dosenbach-Filiale nicht dreidimensional nachgebaut, kein aufwendiges Set kreiert, nicht einmal die Kamera bewegt. Unser Ziel war es lediglich, die riesige LED-Wand zu nutzen, um ein Bild der Filiale so zu bespielen, dass es aussieht, als würden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gespräch in der Filiale sitzen. Klingt einfach, hat aber durchaus seine Kniffe.

Wie beginnt ein solches Projekt?

Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch keine Erfahrung mit virtueller Produktion. Mit Habegger haben wir einen Partner gefunden, der sich zur gleichen Zeit auf der technischen Seite mit dem gleichen Thema beschäftigt hat. Ein Match! 

Aber wir hatten viele Fragen:

Bei einem Besuch im kleinen Virtual Production Teststudio von Habegger konnten wir unser Vorgehen überprüfen und erste wichtige Erkenntnisse gewinnen.

Viele Erkenntnisse

Höhe und Abstände müssen stimmen

Wir bringen die jeweiligen Filialen mit Filmaufnahmen ins virtuelle Studio. Die Abstände der Personen von der Kamera zum Hintergrund und die Höhen müssen genau stimmen, sonst fällt die Illusion auseinander.

Licht-Match ist entscheidend

Besonderes Augenmerk wurde auf die Lichtverhältnisse vor Ort in den Filialen gelegt. Wo sind Spots an der Decke, scheint vielleicht die Sonne durchs Fenster? Im Studio werden wir diese Informationen nutzen, um eine möglichst identische Lichtsituation zu schaffen. 

Zwei Hintergründe für Kamera und Person

Die Hintergrund-Clips wurden mit verschiedenen Brennweiten aufgenommen. 50mm als eigentlicher Kamerahintergrund, 10mm Ultrawide als peripheres Licht, d.h. als Lichtquelle auf der Person und als erweiterte Kulisse für das Vor-Ort-Gefühl der Protagonisten.

Die Hintergründe müssen sich bewegen

Aus diesen Aufnahmen erstellten wir Loops, die wir auf der LED-Wand abspielen konnten. Sobald sich im Hintergrund etwas bewegt, wird die Illusion plausibler. Die Farben und der Weissabgleich wurden normalisiert und die Kontrastkurve so angepasst, dass die Speculars, also die Bereiche im Bild, die eine Lichtquelle darstellen, auf der Waveform bei 100% lagen. Schliesslich sollen diese später im Studio auch brillant leuchten.

Flexibles Licht-Setup

Das Licht-Setup wurde so aufgestellt, dass wir je nach Filiale die Lichter einfach an- und ausschalten konnten, um die individuellen Lichtsituationen vor Ort simulieren zu können.

Farbkalibrierung

Die Farbtemperatur der LED-Wand, der Beleuchtung und der Kamera muss übereinstimmen. Dazu verwenden wir ein Spektrometer, um uns nicht auf die unterschiedlichen Anzeigen der Geräte verlassen zu müssen.

Interface zur schnellen Bedienung der LED-Wand

Damit unsere Bilder aus den Filialen an der richtigen Stelle auf der LED-Wand platziert werden, haben wir gemeinsam mit Habegger ein Interface erstellt, mit dem wir per Mausklick von OCHSNER SPORT zu Dosenbach oder zu Ochsner Shoes wechseln und den Ausschnitt des Hintergrunds je nach Grösse der Person anpassen können.

Viel Action

Nach dem Aufbautag folgten vier Drehtage mit insgesamt 33 Protagonistinnen und Protagonisten der verschiedenen Marken. Da wir keine An- und Abreise hatten und unser Interview-Setup nicht jeden Tag neu aufbauen mussten, konnten wir das Timing sehr effizient gestalten und trotzdem die Anforderung erfüllen, die Interviews im Arbeitskontext zu drehen.

Fotos: Petra Orosz

Das erste Mal – Unsere Fazit

Hat der Plan funktioniert?

Auf jeden Fall! Das Ergebnis wirkt verblüffend echt und plausibel. Bisher hat noch niemand gefragt, ob wir das in einer Filiale gedreht haben oder nicht.

Hat der Einsatz von Virtual Production die Dreharbeiten angenehmer gestaltet?

Ja, für alle Beteiligten. Die Virtual Production hat es uns ermöglicht, eine entspannte Gesprächsatmosphäre fernab von der Hektik der Filiale und den neugierigen Blicken der Kunden zu schaffen und trotzdem visuell im Arbeitskontext zu bleiben. Den Protagonisten (und uns) fällt es so leichter, sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Für uns als Filmproduktion ist ein Studio ohnehin angenehm, weil es auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten ist und wir genügend Platz für unser Equipment, das Interview-Setup, die Maske und alle Protagonistinnen und Protagonisten haben.

War es einfacher als vor Ort zu drehen?

Ja, aber die virtuelle Produktion ist keine Universallösung für alle Produktionsprobleme. Dafür ist die Technik zu komplex und zu teuer. Ausserdem ist die Kreativität bei der Umsetzung etwas eingeschränkt, zumindest bei unserem Ansatz. Wenn zum Beispiel bei einem Interview eine zweite Kameraperspektive gefragt ist, wird es schon schwierig, weil der Bewegungsspielraum für eine geführte Kamera vor demselben Hintergrund gering ist.

Ist die Umsetzung in einem virtuellen Produktionsstudio günstiger?

Für dieses Projekt ja. Es hängt allerdings sehr von der Art und dem Umfang des Projekts ab. In unserem Fall hat sich der initiale Setup-Aufwand gelohnt, da wir vier Projekte im gleichen Setting realisieren konnten und die einzelnen Drehtage sehr effizient geplant waren. Außerdem konnten wir durch den Einsatz von Virtual Production auf teure Sonntagsdrehs und die Anreise tags zuvor verzichten.

Aber wenn die Kamera zum Beispiel im Raum bewegt wird, reden wir sofort über eine ganz andere Komplexitätsstufe und damit auch über ein anderes Budget. Die Erstellung und Produktion eines 3D-Hintergrundsets kann sehr aufwendig und komplex sein.

Gerne wiedermal!

Virtual Production ist definitiv ein spannendes Tool, vor allem im Zusammenhang mit Employer Branding, wo es oft darum geht, Menschen im Arbeitskontext zu Wort kommen zu lassen. Es ermöglicht, Faktoren wie Akustik oder Tageslicht zu steuern und den Fokus ganz auf den Protagonisten und das Gespräch zu legen, ohne auf die Arbeitswelt zu verzichten.

An dieser Stelle möchten wir uns für die äusserst professionelle, zuvorkommende und konstruktive Zusammenarbeit mit dem Team von Habegger bedanken. Sie haben uns unterstützt, uns vertraut und waren ein entscheidendes Rückgrat bei den Dreharbeiten.

Hast du Fragen?

Wenn du Fragen zu diesem Projekt oder zu Virtual Production hast, zögere nicht, uns zu kontaktieren.

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