Suche
Finden

Review der Sony RX0

Review
15.01.2018
Von Marius
8 min Lesezeit

Originalartikel
Digitec Produktewissen

Projekt
Lufthansa Aviation Training | Faszination Fliegen

Kevin und Marius von Lauschsicht hatten die Möglichkeit mit der neuen Sony RX0 in die Luft zu steigen und dabei herauszufinden, wo die Stärken dieser Miniaturkamera liegen, wie sie sich in einer professionellen Produktion bewährt und in welchen Bereichen sie sich von der grossen Konkurrenz, der GoPro, unterscheidet.

Wir, das Team von Lauschsicht, produzieren Filme für Unternehmen, welche mit bewegten Bildern Einblicke in ihre Welt geben möchten. Dabei versuchen wir bei unseren Projekten nicht nur inhaltlich am Puls der Zeit zu sein, auch in Produktion und Post-Produktion suchen wir nach neuen Möglichkeiten, ungewohnte Perspektiven und packende Momente einzufangen. In unserem jüngsten Projekt realisieren wir für Lufthansa Aviation Training einen Film über die «Faszination Fliegen». Primäres Ziel ist es, dabei einen emotionalen und gleichzeitig interessanten Einblick in die Welt der Fliegerei zu gegeben. Die faszinierende Kombination von Mensch, Technik und Natur spürbar zu machen und dadurch neue Flugschüler zu rekrutieren.

Bei solchen Projekten filmen wir meist in einem kleinen Team, mit Equipment, das kompakt und mobil ist. Das gibt uns die Möglichkeit, auf dem Set sehr agil zu sein. Als Hauptkamera benutzen wir unsere Canon EOS C300 MKII, speziell bei diesem Dreh hatten wir zusätzlich noch die neue Canon EOS C200, eine Panasonic GH5 und GoPros im Einsatz – und die brandneue Sony RX0.

Der Einsatzort

Wir setzen die Sony RX0 ausschliesslich dann ein, wenn uns die Grösse der anderen Kameras einschränkte. Im Cockpit der kleinen Trainingsflugzeuge sind gewisse Perspektiven mit einer Canon EOS C300 MKII schlicht und einfach nicht abzudecken. Das heisst, wir sind auf kleine aber qualitativ gute Kameras angewiesen. Die Sony RX0 kombiniert diese beiden Voraussetzungen ideal. Zudem sind wir in einer Produktion mit mehreren Kameratypen darauf angewiesen, das Filmmaterial im Schnitt gut kombinieren zu können. Das ist mit dem Look und dem Sony S-Log, einem Farbprofil das ein entsättigtes Bild aufnimmt, der Sony RX0 besser möglich, als mit einer GoPro. Über den Wolken sind wir sehr häufig mit extrem kontrastreichen Situationen konfrontiert: Innen das relativ dunkle Cockpit und aussen die pralle Sonne, Schneeberge und weisse Wolken. Die Möglichkeit, in S-Log aufnehmen zu können und damit eine grössere Dynamic Range zu haben, kam uns da sehr entgegen. Sonys S-Log stellt sicher, dass bei der Aufnahme sämtliche Informationen des Sensors aufgenommen werden. Filmmaterial mit S-Log benötigt jedoch zwingend eine farbliche Nachbearbeitung, damit der Film dann auch wie gewünscht wirkt.

Unser Setup

Um mit der Sony RX0 Ultra-HD (UHD) aufnehmen zu können, mussten wir mit einem externen Recorder aufzeichnen. Intern schafft es die Sony RX0 leider nur auf Full-HD was unseren Ansprüchen bei einer solchen Produktion nicht genügt. Mit dem Blackmagic Design Video Assist 4K Recorder, konnten wir in UHD 25p ProRes 422HQ 10bit aufzeichnen, in einer Qualität die selbst mit einer GoPro Hero 6 nicht möglich ist.

Zusätzlich konnten wir, im bewährten S-Log 2 filmen, was uns insbesondere in der Post Production bessere Möglichkeit gibt, die verschiedenen Kameras farblich aneinander anzugleichen.

Durch die Grösse des verbauten Sensors, haben wir das erste Mal bei einer Kamera dieser Grösse eine, wenn auch minimale, Tiefenunschärfe. Eine ganz neue Möglichkeit, die wir mit der Sony RX0 zur Verfügung hatten, war das manuelle Festlegen des Fokus. Der Fokus lässt sich entweder mit Presets auf Near (0.5m – 1.0m) oder Far (1m- ∞) einstellen oder aber ganz manuell von etwa 0.3m bis unendlich stufenweise. Das kann sehr hilfreich sein.

Zum befestigen der Kamera nutzten wir kleine Magic Arms, das herkömmliche 1/4″ Zoll Gewinde an der Unterseite der Kamera machte es möglich, die Kamera ohne zusätzliche Plastikadapter, wie wir sie von der GoPro her gewohnt sind, zu montieren. Da wir die Aufnahme häufig beim Take Off starten und erst nach der Landung wieder stoppen können, entstehen lange Aufnahmezeiten. Um nicht Gefahr zu laufen, dass der Akku der Sony RX0 aufgibt, betrieben wir die Kamera zusätzlich mit einer externen Batterie. Das gibt zusammengefasst folgendes Kamera Setup:

Erkenntnisse Produktion

Wir stellen als erstes fest, dass bei der Kamera in diesem Setup eigentlich nicht mehr von klein die Rede sein kann. Der Recorder ist gross und schwer, die externe Batterie liesse sich zwar vermeiden, war in unserem Fall mit nur einem mitgelieferten Akku jedoch notwendig. Die Kamera musste die ganze Zeit mit einem HDMI und einem USB Kabel verbunden sein, was die Platzierung nicht einfach machte.

Vom Kamerahandling her unterscheidet sich die Sony RX0 nicht gross von anderen Sony-Kameras. Das Menu ist Sony-typisch aufgebaut. Wer also schon einmal eine Sony Kamera in der Hand hatte, wird sich schnell zurechtfinden.

Was jedoch etwas gewöhnungsbedürftig ist, ist die extrem kleine Schrift des Menus, was gegeben ist durch die Grösse der Kamera und deren Bildschirm. Sie ist so klein, dass die Menupunkte beim Einstellen der Kamera draussen bei Sonnenschein kaum lesbar sind und ein wirkliches Problem darstellen können. Dadurch, dass wir einen externen Recorder mit 7-Zoll-Bildschirm hatten, war es uns erst überhaupt möglich, Schärfe, Helligkeit und Ausschnitt zu überprüfen. Mit dem eingebauten Bildschirm der Sony RX0 ist das nicht oder nur sehr bedingt möglich.

Was es zu beachten galt, waren die Datenmengen die bei der Aufnahme in UHD ProRes 422HQ 10bit entstanden. Eine Minute Footage ergibt 5GB Daten. Das bedeutete für uns, wir konnten mit 2x 128GB SD Karten gerade einmal 50 Minuten aufnehmen.

Ansonsten hat das Setup mit Kamera, externem Recorder und Batterypack sehr zuverlässig funktioniert. Einzig die Vibrationen der Motoren und die dadurch sichtbar werdende horizontal gestaffelte Auslesung des Bildsensors, des sogenannten Rolling Shutter Effekts, hat uns etwas zu schaffen gemacht.

Erkenntnisse Post-Produktion

Das Bild der Sony RX0 in UHD ist beeindruckend. Die Schärfe und der Look würde nicht erahnen lassen, wie klein die Kamera ist. Die Brennweite der Sony RX0 entspricht einem 24mm-Äquivalent, jene der GoPro einem 14mm. Das sind Welten Unterschied. Während der Zuschauer bei der GoPro den «Actionweitwinkel-Look» sofort erkennt, ist der Aussschnitt der Sony RX0 viel weniger weitwinklig, was wiederum fast keine Verzerrungen im Bild mit sich bringt. Damit ist sie viel näher am Bild einer Sony PXW-FS5 oder einer Canon EOS C300 MKII.

In der Post Production ist der Unterschied zur GoPro markant. Das Footage der Sony RX0 lässt uns mit den 10Bit Farbtiefe viel mehr Möglichkeiten bei der Farbkorrektur. Das Sony S-Log 2 macht es möglich, via dem Adobe Premiere Pro Plugin «Filmconvert» das Footage in kürzester Zeit an die Aufnahmen anderer Kameras anzugleichen.

Was wir bemerkt haben, die Sony RX0 entwickelt bei Szenen mit wenig Licht relativ schnell viel Rauschen, sogenannter Noise. Es lohnt sich deshalb auf das Histogramm zu achten und die Belichtungseinstellungen entsprechend anzupassen. Tendenziell lieber etwas heller als zu dunkel – jedoch ohne, dass die hellen Bereiche ausbrennen.

Vergleich Sony RX0 vs. GoPro Hero 5

Es gibt wenige – also eigentlich nur ein Auto – das in diesen Konditionen zuverlässig arbeitet: der Toyota Land Cruiser. Egal ob scheinbar unüberwindbare Steinbrocken oder stundenlange Wellblech-Strecken: Der Cruiser hat uns nicht ein einziges Mal im Stich gelassen. Wir sind schwer beeindruckt von diesem Fahrzeug.

Da es schwierig ist in einem Flugzeugcockpit zwei Kameras miteinander zu vergleichen, geschweige denn die Zeit da wäre verschiedene Tests anzustellen, mussten wir diesen Teil nachholen. Für den Direktvergleich haben wir uns mit der Sony RX0 und der GoPro Hero 5 auf der Hardbrücke stationiert. Wir haben unterschiedlichste Aufnahmemodi durchgespielt, um herauszufinden wo die Unterschiede dieser zumindest äusserlich sehr ähnlichen Kameras liegen. Wir verglichen als erstes die beiden UHD 25p Bilder der Kameras. Dafür benötigten wir bei der Sony RX0 wieder den externen Recorder, was bei der GoPro Hero 5 nicht nötig ist. Weiter haben wir die beiden Kameras im Automatikmodus getestet ohne Recorder. Bei der RX0 bedeutet das eine Auflösung von FullHD (1080p). Und als letztes haben wir noch einen Dynamiktest unternommen in einer Gegenlichtsituation. Die Erkenntnisse:

UHD der Sony RX0 viel schärfer als jenes der GoPro Hero 5 (jedoch mit Recorder)

FullHD Intern der Sony RX0 verglichen zu der internen Aufnahmequalität der GoPro Hero 5 (4k) keine Chance – Sony RX0 hat relativ starke Moiré Artefakte bei FullHD intern

Dynamikbereich der Sony RX0 mit Sony S-Log 2 grösser als jener der GoPro Hero 5, jedoch nicht viel

Unterschied der Sony RX0 zur GoPro

Obwohl die beiden Kameras äusserlich viele Ähnlichkeiten aufweisen, sind sie im Endeffekt total unterschiedlich. Während die GoPro ein extrem weitwinkliges Bild aufnimmt, in dem mehr oder weniger alles scharf ist, liefert die Sony RX0 ein viel cineastischeres Bild. Das heisst, deutlich weniger weitwinklig, dadurch auch nicht verzerrt und mit einem bestimmten Fokus und Tiefenunschärfe. Während der Filmer bei der GoPro nur via ProTune Einstellungen eine Art LOG Profil einstellen kann, bietet die Sony das bewährte S-Log wie es eine Digital Cinema Camera auch besitzt. Die GoPro besitzt einen Touchscreen, die Sony RX0 nicht. Was jedoch für die meisten entscheidend sein dürfte, ist das die Sony RX0 nur ein FullHD Bild intern aufnimmt.

Wo sehen wir den Einsatzbereich der Sony RX0?

Die Sony RX0 kann ihr Potenzial eigentlich nur dann entfalten, wenn sie mit einem externen Recorder betrieben wird. Dann kann sie eine äusserst wertvolle Kamera sein, die es möglich macht, auch bei extrem engen Platzverhältnisse ein qualitativ hochwertiges Bild zu liefern, das einer professionellen Filmkamera wie der Sony PXW-FS5 in fast nichts nachsteht. Mit der Aufnahme in ProRes 422HQ 10Bit ist Sony der GoPro einen grossen Schritt voraus. Es gibt jedoch Situationen wo ein Kameramann nicht so einfach einen Recorder irgendwo verschwinden lassen kann. Gerade im Action Bereich sind Filmemacher auf die Kompaktheit der Kamera angewiesen und da hat die Sony RX0 gegenüber der GoPro ganz klar das nachsehen. Mit ihrer internen Aufnahme vermochte uns die Sony RX0 nämlich nicht zu überzeugen, da sind die qualitativen Abstriche gegenüber einer GoPro zu gross, da hapert es an der Bildqualität mit Moiré-Artefakten und schlicht und einfach an Auflösung.

Vorheriger ArtikelBehind the Scenes mit Veloblitz Nächster ArtikelNamibian Sands vs. Alpine Ski Cups